
Stella: Unter dem Pseudonym Alissa Stone schreibe ich nur bei blue panther books. Mit Stella Masini bin ich unabhängiger und nutze dieses Pseudonym auch für Titel, die ich im Selfpublishing rausbringe.
Im Zentrum der Lust von Alissa Stone bei Amazon

Wir haben uns am Selfpublisher-Day kennengelernt. Da war ich schon positiv überrascht. Weil ich von Erotikautorinnen oft ein anderes Bild habe …
Stella: Ich war auch überrascht, dass du mich erkannt hast. Also wenn ich auf Facebook ein Foto sehe, würde ich denjenigen niemals in echt wiedererkennen. Mein Gedächtnis für Gesichter ist miserabel. Aber was hast du denn Schlimmes erwartet?
Nun ja, entweder das kleine pummelige Mauerblümchen, die mütterliche gelangweilte Hausfrau oder die resolute erfahrene Domina.
Stella: Oh nein, diese Klischees passen so gar nicht zu mir. Aber ich kann dir auch ein Kompliment zurückgeben. In dem einen Workshop hast du mich echt zum Lachen gebracht. Ich frage mich immer noch, woher du weißt, wie es im Gefängnis aussieht.
Die Rede ist übrigens vom Workshop auf dem Selfpuplisher — Day in München. Geleitet von Krimiautor Béla Bolten. Auch ihn findet ihr auf Amazon: Béla Bolten´s Autorenprofil
So so, zum lachen gebracht … Zu deiner Frage: Nun, ich hab mir sogar beide Seiten angeschaut. Als Einsatzoffizier war ich eine Zeitlang auch für straffällig gewordene Soldaten verantwortlich. Die habe ich dann bei den Feldjägern abgeholt und zu uns in die Arrestzellen gebracht. Und ja, ich gebe zu, ich durfte bereits selbst die Zellen in München erleben. Da musst du einfach ein wenig zu viel trinken und ein bisschen eine freche Klappe haben. Oder auch ein bisschen mehr als nur ein bisschen freche Klappe. Aber alles halb so schlimm. Am nächsten Tag durfte ich wieder gehen. Interessant übrigens wie man geweckt wird: da fangen dann zur Morgendämmerung die Muslime an zu beten. Das vergesse ich nicht so schnell. Aber wo wir schon bei mir sind. Hast du jemals etwas von mir gelesen?

Arik Steen findet ihr auf Amazon hier.
Gut, dann gebe ich dir den Tipp: belasse es dabei. Ist nix für dich! Nein, jetzt mal ernst. Ich musste mich natürlich ein wenig bei dir einlesen, um einen Eindruck von deinen Büchern zu bekommen. Erst einmal: sprachlich top. Da gibt es nichts auszusetzen. Eine klare, flüssige und vor allem interessante und anregende Sprache. Inhaltlich sehr ideenreich. Aber vor allem eines: im Grunde immer mit psychischer oder physischer Gewalt. Irgendwie doch alles Vergewaltigungsfantasien.
Stella: Ach komm, so schlimm ist es auch wieder nicht. Nein, Spaß beiseite. Es ist schlimm. BDSM eben. Von SSC-Verfechtern werde ich ja regelmäßig mit einem Stern bei Amazon bestraft, weil ich es wage, Entführungsfantasien in Worte zu fassen. Wenn die wüssten, was in den Köpfen vieler BDSMler so abgeht … Wobei ich ja bestreite, dass in meinem besagten Debütroman vergewaltigt wird. Der Leser befindet sich im Kopf meiner Protagonistin, er weiß also, dass sie es insgeheim will. Also ist es genau genommen keine Vergewaltigung. Aber darüber lässt sich streiten.
[Anmerkung der Redaktion] SSC: Safe, Sane, Consensual, Konzept innerhalb der BDSM-Kultur, um bei potenziell risikobehafteten Aktivitäten Einvernehmlichkeit zwischen den Beteiligten sicherzustellen. (Quelle: Wikipedia.de)
Es müsste also Mr. Right sein und der könnte dann mit dir tun was er möchte, verstehe ich das richtig? Und es bleibt in dieser extremen und drastischen Weise eine Fantasie, weil es in der Realität nicht abschätzbar ist?
Stella: Du hast es erfasst. Dem kann ich nichts mehr hinzufügen.
Hast du nicht Angst, dass deine Vergewaltigungsfantasien in gewisser Weise zu einer Verharmlosung führen? Ich meine, die Männer, die du beschreibst sind es vermutlich nicht, die wirklich vergewaltigen. Das sind dann irgendwelche asozialen Individuen die weggesperrt gehören. Denn eine reelle Vergewaltigung ist definitiv einer der schlimmsten Dinge, die man einer Frau antun kann …
Stella: Ja, Menschen, die anderen Menschen gegen deren Willen Schmerz und Leid zufügen, sind kriminell. Aber in der Fantasie erschafft man sich – wie du schon sagtest – die Bedingungen selbst. Ich habe die Fähigkeit, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Die meisten meiner Leser haben diese Fähigkeit zum Glück auch. Kopfkino ist Fiktion, dazu zählen auch Rollenspiele, Romane, Filme und Kunst. Wer zwischen Realität und Fantasie nicht unterscheiden kann, der sollte lieber die Finger von meinem Buch lassen. Denn er wird es nicht verstehen.
Zum Thema BDSM. Ich mag kein szenenorientiertes Denken. Weil für mich das immer Schubladendenken ist. Deshalb würde ich mich nie einer BDSM-Szene zuschreiben, zuordnen oder anschließen. Ich beschäftige mich grundsätzlich auch nicht mit BDSM, was natürlich zur Folge hat, dass ich szeneorientierte Leser nicht wirklich immer befriedige. Obwohl trotzdem einige es gerne lesen. Wie ist das mit dir? Welche Rolle spielt BDSM für dich außerhalb deiner Bücher?
Stella: Wie jetzt? Du beschäftigst dich nicht mit BDSM? Dann entgeht dir aber so einiges. Natürlich weiß ich, was du meinst. Ich kann mich auch in keine der Schubladen einordnen, die irgendwelche BDSMler dort draußen für uns eingerichtet haben. Ich weiß auch ohne diese Kategorien und Regeln, was mich erregt und was nicht. Ich vertraue da einfach meinem gesunden Menschenverstand, auf was ich mich einlasse und wie weit ich gehe.
Ein hoher Anteil meiner Leser sind weiblich. Und ich teile die etwas grob in zwei verschiedene Kategorien: in diejenigen die BDSM – Erfahrung haben, das auch ausleben und sich in den Büchern wiederfinden und dann in diejenigen, die wahnsinnig gerne darüber lesen aber es vor allem deshalb tun weil sie es dann nicht selbst erleben müssen. Es gibt Frauen, denen wird ganz schnell klar, dass in der Realität für sie einige Punkte nichts sind, weil es manchmal „Aua“ macht. Wie siehst du das?
Stella: Es gibt vieles, was in meinem Kopfkino Hochkonjunktur hat, doch erleben möchte ich es dennoch nicht. Auch in meinen Romanen passieren viele Dinge, die ich nicht unbedingt nachahmen will. Ich finde, die Mischung macht’s. Ein Buch darf ruhig inspirieren und neue Ideen fürs Sexleben bieten, es darf aber auch einfach nur zum Träumen und Fantasieren anregen. BDSM ist sowieso viel Kopfsache, auch während man es auslebt. Das macht es ja so geil.
Wer Stella Masini kennenlernen möchte, mit welchem deiner Bücher sollte er anfangen?
Stella: Meine Bücher sind so unterschiedlich, dass jeder selbst entscheiden sollte, welches er lesen möchte. Das berühmt berüchtigte “Im Zentrum der Lust” ist für diejenigen, die es spannend mögen und bereit sind, ihre moralischen Grenzen für ein paar Lesestunden hinten anzustellen. Es ist nach wie vor mein Lieblingswerk, weil es so schön schonungslos ist.
Mein Kurzroman “Pflicht und Demut” erzählt von einer naturdevoten Frau, die sich blindlings in ein D/S-Abenteuer stürzt und dort ihre Erfüllung sucht. Die Protagonistin ist eine Figur aus “Im Zentrum der Lust”. Sie ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich ihre Vorgeschichte einfach erzählen musste.
Und in meinem Roman “Melissa – Geheime Gelüste” lässt sich die Protagonistin auf einen Deal ein, der zu aufregenden BDSM-Erlebnissen, aber auch zu handfesten Konflikten führt. Dieser Roman ist eher für Leser, die BDSM-Luft schnuppern wollen, ohne dass sie ihre Moralvorstellungen über Board werfen müssen. Naja halbwegs zumindest.
Mein Kurzroman “Pflicht und Demut” erzählt von einer naturdevoten Frau, die sich blindlings in ein D/S-Abenteuer stürzt und dort ihre Erfüllung sucht. Die Protagonistin ist eine Figur aus “Im Zentrum der Lust”. Sie ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich ihre Vorgeschichte einfach erzählen musste.
Und in meinem Roman “Melissa – Geheime Gelüste” lässt sich die Protagonistin auf einen Deal ein, der zu aufregenden BDSM-Erlebnissen, aber auch zu handfesten Konflikten führt. Dieser Roman ist eher für Leser, die BDSM-Luft schnuppern wollen, ohne dass sie ihre Moralvorstellungen über Board werfen müssen. Naja halbwegs zumindest.
Thema Genrewechsel! Jetzt mal ehrlich, möchtest du strikt bei der Thematik bleiben oder kannst du dir auch andere Bücher vorstellen? Deine Sprache ist wirklich sehr gut, du hast Talent. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass du auch in anderen Bereichen erfolgreich Romane schreiben könntest. Was ist aktuell geplant? Was sind deine Ziele im Moment was Bücher angeht?
Stella: Ich werde mich auf kein Genre festlegen, dazu hab ich viel zu viele Ideen, die ausgearbeitet werden wollen. Vor kurzem habe ich meinen ersten Thriller fertig geschrieben — ganz ohne Sexszenen. Und ich bin mir jetzt schon sicher, es wird nicht der letzte bleiben.
Stella Masini “Pflicht und Demut” wurde am 30. März 2015 veröffentlicht und ist das erste Werk unter dem diesem Pseudonym. Das Buch “Im Zentrum der Lust” unter dem Pseudonym Alissa Stone ist allerdings das wirkliche Debut und kam im September 2014.
Ich bedanke mich in jedem Fall für ein interessantes Interview. Wir könnten das sicherlich stundenlang weiterführen und mehr in die Tiefe gehen. Dafür bleibt uns aber wenig Zeit. Vielleicht schaffen wir es ja mal uns intensiver auszutauschen. So weit wohnen wir, glaube ich gar nicht auseinander. In jedem Fall, vielen Dank und dir weiterhin viel Erfolg.
Stella: Ich danke dir für die interessanten Fragen. Hat sehr viel Spaß gemacht, mich mit dir auszutauschen. Wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja mal wieder irgendwo und irgendwann.